Cloud Computing ist heute Standard – aber die Verantwortung für Ausfallsicherheit bleibt.
Viele Unternehmen haben den Schritt bereits vollzogen: Die Migration zentraler Systeme wie ERP, Finanzplattformen oder Kundenportale in die Cloud – häufig auf Basis leistungsfähiger PaaS- und IaaS-Dienste wie Microsoft Azure oder Oracle Cloud. Die Versprechen sind überzeugend: Skalierbarkeit, Hochverfügbarkeit und reduzierte Infrastrukturkosten.
Was dabei oft übersehen wird: Desaster-Recovery und Backup-Konzepte werden dadurch nicht überflüssig – sondern gewinnen an neuer Bedeutung.
Cloud schützt nicht vor allen Risiken
Cloudanbieter stellen in der Regel eine robuste Infrastruktur bereit, inklusive redundanter Rechenzentren, automatisierter Replikation und globaler Verfügbarkeitszonen. Was jedoch nicht automatisch abgedeckt ist:
- Die Verantwortung für Datenverlust oder Bedienfehler.
- Die Orchestrierung eines strukturierten Wiederanlaufs nach einem Ausfall.
- Die Absicherung gegen Angriffe oder logische Fehler im Systembetrieb.
- Die Wiederherstellbarkeit eines konsistenten Systemzustands über mehrere Cloud-Dienste hinweg.
Cloud ersetzt also nicht die Notwendigkeit, selbst für Resilienz zu sorgen.
Typische Risiken – auch in modernen Cloudumgebungen
Einige realistische Szenarien aus dem Praxisbetrieb verdeutlichen die Relevanz:
1. Ausfall einer ganzen Cloud-Region
Ein DNS-Fehler oder ein Authentifizierungsproblem kann dazu führen, dass über Stunden kein Zugriff mehr auf zentrale Cloud-Dienste besteht. Ohne vorbereitete Wiederanlaufstrategie bleiben produktive Systeme unerreichbar.
2. Fehlkonfiguration beim Deployment
Ein falsch gesetzter Parameter oder eine unvollständige Provisionierung genügt, um Services funktionsunfähig zu machen – inklusive automatischer Replikation des Fehlers in mehrere Instanzen.
3. Fehlerhafte Software-Updates
Ein Release mit einem schwerwiegenden Bug kann die Systemintegrität gefährden – selbst wenn die Infrastruktur selbst stabil bleibt.
4. Externe Angriffe oder Ransomware
Cloudbasierte Dienste sind nicht per se geschützt vor DDoS-Angriffen, kompromittierten Software-Lieferketten oder Schadsoftware, die über API-Zugänge eindringt.
5. Bedienfehler mit kritischem Datenverlust
Das versehentliche Löschen von produktiven Datensätzen oder der Import fehlerhafter Daten kann in Minuten irreversible Konsequenzen haben – wenn kein zeitnaher Wiederherstellungspunkt vorhanden ist.
Desaster-Recovery & Backup – was wirklich notwendig ist
Ein wirksamer Schutz vor den genannten Risiken basiert auf zwei Säulen:
Desaster-Recovery-Plan (DRP)
- Definition von RTO/RPO-Zielen (Wiederanlaufzeit / maximal tolerierter Datenverlust).
- Festlegung klarer Verantwortlichkeiten und Wiederherstellungsprozesse.
- Simulation und Test von Wiederanlaufszenarien.
- Spezifikation von Alternativzugängen und Fallback-Mechanismen.
Backup-Konzept
- Regelmäßige, versionierte Backups aller kritischen Datenbestände.
- Trennung zwischen Produktionssystem und Backup-Infrastruktur.
- Immutable Speicherformate oder Air-Gap-Backups als Schutz gegen Manipulation.
- Wiederherstellungstests zur Validierung der Backup-Qualität.
Cloud-spezifische Normen liefern zusätzliche Orientierung
Für Unternehmen, die Cloud-Dienste intensiver nutzen, lohnt sich auch ein Blick auf spezialisierte Sicherheitsstandards:
- ISO/IEC 27017 liefert konkrete Maßnahmen zur Absicherung von Cloud-Infrastrukturen, etwa für administrative Zugriffskontrollen, virtuelle Maschinen oder Konfigurationsmanagement.
- ISO/IEC 27018 konzentriert sich auf den Schutz personenbezogener Daten in der Cloud – insbesondere in Bezug auf Löschung, Weitergabe und Rückgabe bei Anbieterwechsel.
Diese Standards helfen dabei, Cloud-Verträge, Sicherheitsarchitekturen und Recovery-Verfahren rechtssicher und nachvollziehbar zu gestalten.
Fazit
Cloudlösungen bieten zweifellos Vorteile in Stabilität und Skalierbarkeit. Doch Ausfallsicherheit und Datenintegrität bleiben in der Verantwortung des Anwenders. Ohne einen geprüften Desaster-Recovery-Plan und ein verlässliches Backup-Konzept entstehen erhebliche Risiken für die Betriebsfähigkeit – auch (und gerade) im Cloudbetrieb.
Wer vorbereitet ist, handelt nicht nur verantwortungsvoll, sondern sichert auch das Vertrauen von Kunden, Partnern und internen Stakeholdern.
Benötigen Sie eine strukturierte Übersicht für Ihr eigenes DR- oder Backup-Konzept? Auf Wunsch stellen wir praxisorientierte Checklisten zur Verfügung.
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