Bisher haben wir geklärt, worum es im Projekt geht, warum es sinnvoll ist, wer verantwortlich ist und wie mit Qualität und Risiken umgegangen wird.
Aber wie behalten wir im operativen Alltag wirklich die Kontrolle? Wie stellen wir sicher, dass Projekte nicht „durchlaufen“, sondern gesteuert werden?
PRINCE2 liefert mit dem Konzept der Phasensteuerung und Toleranzen ein praxistaugliches Modell, um genau das sicherzustellen.
Warum Phasen?
Projekte sind komplex. Wer sie von Anfang bis Ende „in einem Guss“ plant und durchführt, verliert schnell die Übersicht.
PRINCE2 strukturiert deshalb Projekte in Managementphasen – klare Abschnitte mit definierten Zielen, Zuständigkeiten und Kontrollpunkten.
Am Ende jeder Phase wird evaluiert:
- Haben wir geliefert, was geplant war?
- Sind Zeit, Kosten und Qualität im Rahmen?
- Müssen wir etwas anpassen?
Nur wenn der Lenkungsausschuss (Project Board) zufrieden ist, wird die nächste Phase freigegeben.
Wichtig: Eine Managementphase muss nicht synchron zur Umsetzung verlaufen. Sie kann z. B. mehrere agile Iterationen oder Sprintzyklen umfassen, oder auch reine Planung und Entscheidungsfindung beinhalten. Entscheidend ist nicht die operative Struktur, sondern der Projektsteuerungspunkt nach außen.
Wie sich die Teams innerhalb einer Phase organisieren – ob klassisch, agil oder hybrid – ist ihnen überlassen. Die Managementphase definiert lediglich den äußeren Steuerungsrahmen.
Einen tieferen Einblick in das Zusammenspiel von PRINCE2 und agilen Methoden geben wir in einem separaten Beitrag zu PRINCE2 Agile.
Was sind Toleranzen?
Innerhalb jeder Phase erhält der Projekt Manager Steuerungsspielraum in Form von Toleranzen. Das bedeutet: Solange Zeit, Kosten, Qualität, Umfang, Risiken und Nutzen sich innerhalb festgelegter Toleranzgrenzen bewegen, darf das Projekt eigenständig weiterlaufen.
Beispiele für Toleranzen:
Steuergröße | Beispielhafte Toleranz |
---|---|
Zeit | ± 5 Arbeitstage |
Kosten | ± 10.000 € |
Qualität | Muss-Kriterien vs. Kann-Kriterien |
Umfang | Nur bestimmte Features können gestrichen werden |
Risiko | Nur bekannte Risiken ohne externe Eskalation |
Was passiert bei Abweichungen?
Sobald eine Toleranz über- oder unterschritten wird, spricht man von einer Ausnahme. In diesem Fall muss der Projekt Manager an den Lenkungsausschuss berichten und eine Entscheidung einholen – z. B. eine Freigabe für neue Mittel, eine Anpassung des Zeitplans oder eine Repriorisierung der Features, welches gegebenenfalls auch in einer Streichung bestimmter Anforderungen münden kann.
Praxistipp:
Toleranzen sollten bewusst verhandelt werden. Zu eng? Mikromanagement. Zu weit? Kontrollverlust. Die Balance liegt im Vertrauen und in der Projektumgebung.
Wie setzen wir das in der Praxis um?
Wir strukturieren Projekte gemeinsam mit unseren Kunden typischerweise in:
- Vorbereitungsphase (Projektstart, Setup)
- Planungsphase (Anforderungsdefinition, Lösungsauswahl)
- Umsetzungsphase(n) (1-n Phasen Entwicklung, Rollout, Tests)
- Übergabe-/Abnahmephase (Go-Live, Schulung, Projektabschluss)
Jede Phase endet mit einem Phasenabschlussbericht und einem Entscheidungspunkt, ob und wie es weitergeht.
Die Toleranzen werden:
- im Projektauftrag festgelegt (Rahmenbedingungen)
- für jede Phase präzisiert (z. B. in Checklisten oder im Controlling-Dashboard)
- aktiv überwacht (z. B. durch das Projektbüro oder in Projekt-Weeklys)
Was bringt das?
Phasensteuerung und Toleranzen:
- strukturieren das Projekt
- schaffen klare Erwartungen
- geben dem Projekt Manager Handlungsfreiheit
- ermöglichen dem Lenkungsausschuss gezielte Steuerung
- reduzieren Risiken durch vordefinierte Eingriffspunkte
Nächster Beitrag der Serie
Im nächsten Teil unserer Serie gehen wir auf das Thema Änderungsmanagement ein – und zeigen, wie PRINCE2 dafür sorgt, dass Änderungen kontrolliert und nachvollziehbar bleiben.
Möchten Sie Projekte strukturierter steuern?
Wir helfen Ihnen, Phasenstrukturen und Toleranzmodelle auf Ihre Organisation anzupassen – ob für klassische Projekte oder hybride Vorhaben.
Sprechen Sie uns an – für Projekte, die planbar bleiben, auch wenn sich alles verändert.