Corona hat im Bereich des Modernen Arbeitens eine Zeitenwende eingeläutet. Jedenfalls liest man das häufig. Viele Unternehmen haben ihren Mitarbeiter:innen freigestellt, wie sie zukünftig arbeiten wollen. Vor Ort, Remote oder Hybrid, alles war möglich. Nun hört man immer wieder, dass Firmen zurückrudern. Nachdem die Regierungen ihre Beschränkungen immer weiter lockern, denken auch die Firmen erneut über ihre Strategie nach (Dell, Google, Apple). Doch welcher Weg verträgt sich eigentlich am besten mit dem Modern Work Ansatz? Wir haben uns unsere Gedanken gemacht.

Remote Working und Homeoffice bedeuten Freiheit.

Eines haben wir inzwischen wohl alle bemerkt. Die Zeit im Homeoffice hat uns Freiheiten gegeben, die wir vorher nicht hatten. Die Fahrtzeit zum Unternehmen fällt weg, bei vielen bis zu zwei Stunden täglich. Allein dies ermöglicht uns plötzlich viel mehr Flexibilität. Besonders wer Kinder hat, wird diese Situation sehr zu schätzen gewusst haben. Dazu kommen natürlich die Social Media Berichte der Menschen, die nun auf Bali oder woanders arbeiten können. Freiheit? Ja, bitte! Für viele ist diese Freiheit geradezu berauschend gewesen.

Doch es gibt auch Schattenseiten, die sich nun immer mehr zeigen. So gibt es auch Menschen, für welche die Arbeit ein wichtiger sozialer Faktor ist. Insbesondere, wenn man erst vor kurzem Umgezogen ist und noch keinen Kontakt in die örtliche Gemeinde hat. Mit Ausbruch der Covid-Pandemie wurden diese Leute geradezu von der Allgemeinheit abgeschnitten und hatten eine schwere Zeit.

Und in der Firma? Lief doch alles super, oder? Wir alle haben uns gefreut in weniger Meetings zu sitzen, oder diese wenigstens schnell beenden zu können. Tatsächlich haben viele Unternehmen festgestellt, dass es kurzfristig gar nicht so schlimm war mit dem Homeoffice. Die Kolleginnen und Kollegen haben nicht plötzlich aufgehört zu arbeiten und die Aufgaben wurden auch weiterhin erledigt. Natürlich, ab und zu hat eine Anfrage mal länger gedauert, weil der Kollege gerade mit dem Hund draußen war, aber im Großen und Ganzen blieb der gefürchtete Produktivitätseinbruch aus.

Also für die meisten doch ein Happy End? Nicht ganz. Und dazu kommen wir jetzt.

Langfristige Auswirkungen

Während für die meisten Kolleginnen und Kollegen die Auswirkungen von Homeoffice vernachlässigbar waren, haben insbesondere neue Mitarbeitende eine ganz andere Situation erlebt. Denn plötzlich hat man keine Ansprechpartner mehr. Man lernt seine neuen Kolleg:innen nicht mehr auf dem Flur oder beim Plausch an der Kaffeemaschine kennen. Und man kann auch nicht mit ihnen Essen gehen. Ja klar, man kann sich über Teams erreichen. Aber irgendwie hat das immer einen offiziellen Anlass. Eine echte Verbindung entsteht so nicht. Und wenn, dann nur sehr langfristig.

Als Beratungsunternehmen kennen wir diesen Effekt schon länger. Man arbeitet für einen Kunden in Vollzeit. Sagen wir in einer großen Bank oder einem Chemiekonzern. Um das Team dort bestmöglich zu unterstützen ist man natürlich vor Ort. Und das teilweise monate- und jahrelang. Irgendwann wird man abgezogen, damit es keine Compliance-Probleme gibt und landet beim nächsten Kunden. Wieder in Vollzeit. Wieder vor Ort. Ja, man kennt seine eigenen Kolleginnen und Kollegen in der Beratungsfirma vom Sommerfest oder wenn man ab und zu mal im Büro vorbei schaut. Aber wenn jetzt eine andere Firma oder der Kunde einem ein gutes Angebot macht? Na, außer dem Namen auf dem Lohnzettel ändert sich ja gefühlt nicht viel. Also unterzeichnet man. Loyalitäten oder familiäre Gefühle gegenüber dem bisherigen Arbeitgeber? Ehr nicht.

Diese Situation erleben nun plötzlich viel mehr Angestellte als vorher. Denn plötzlich ist man in seinem eigenen Umfeld. Natürlich, man chattet und telefoniert ab und zu miteinander. Aber das bildet keine Gefühl der Zusammengehörigkeit. Man ist also viel ehr wechselbereit. Schließlich kann ich ja jetzt auch für Firmen in Berlin oder München arbeiten. Von Zuhause.

Nur hat dieses neue Leben eben nicht nur für die Firmen Nachteile, sondern auch für die Angestellten selbst. Denn es fehlt die soziale Komponente. Die Rückkopplung und das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es ist ein bisschen wie zu der Zeit, als die Handys aufkamen und plötzlich gefühlt niemand mehr miteinander gesprochen hat. Der Mensch ist gegenüber seiner Außenwelt mehr abgestumpft.

Unser Ansatz

Und wie ist nun die Lösung? Alle zurück ins Büro, wie man in letzter Zeit immer wieder liest? Zum Teil, ja. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Hybrides Arbeiten. Jede Kollegin und jeder Kollege darf von Zuhause aus arbeiten. Aber es gibt auch einen festen Anteil von Bürotagen.

Wir haben für uns das Ziel ausgerufen, dass wir 3 Tage pro Woche im Büro sein wollen. Üblicherweise von dienstags bis donnerstags. In dieser Zeit haben die Kolleg:innen die beste Möglichkeit die anderen zu treffen. Und wenn ich mal nicht kann? Wenn es einen Termin gibt, dann kann man auch mal zuhause bleiben. Wichtig ist das Mindset. Wir wollen mit unseren Kolleg:innen zusammenarbeiten und einige Tage im Büro verbringen. Daher bemühen wir uns vor Ort zu sein. Wenn ich merke, dass ich erkältet bin, schleppe ich mich natürlich nicht ins Büro. Schließlich möchte ich auch niemanden anstecken. Aber mit diesem Mindset schaffen wir es im Monat durchschnittlich 3 von 4 Wochen im Büro zusammenzuarbeiten und uns auszutauschen. Und jeder weiß, dass es keine 100% Homeoffice gibt.

Je mehr Artikel ich zu diesem Thema lese, desto mehr stelle ich fest, dass es in anderen Unternehmen wie Google, Apple und Dell ähnlich gehandhabt wird. Hybrides Arbeiten ermöglicht es, dass sich Kolleginnen und Kollegen nicht aus den Augen verlieren. Und trotzdem haben sie genügend Freiraum um ihre private Lebensgestaltung zu organisieren und auch mal in Ruhe im Homeoffice zu arbeiten.

Und mein Remote Working von Bali? Nun, wenn es sich um eine zeitlich befristete Idee handelt, lässt sich auch so etwas organisieren. Wie wäre es mit 3 Tagen Remote-Working statt einem vollen Sabbatical? Quasi die Welt sehen und trotzdem dabei Geld verdienen. Von uns aus wäre so etwas für 3-6 Monate problemlos möglich. Wichtig ist lediglich, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin, die eine solche Idee verfügt, bereits ein Jahr oder zwei im Unternehmen ist und die Kolleg:innen kennt und weiß, wie sie sich effizient mit ihnen austauscht. Wenn die Kultur stimmt, sind auch solche Ideen kein Problem. Ein 100% Remote Working sehen wir jedoch wiederum kritisch. Wer diesen Lebenstraum verfolgt, sollte nach unserer Meinung über eine selbstständige Tätigkeit nachdenken, bei dem man sich wirklich komplett selbst entfalten kann. Die Arbeit in einem Unternehmen ist immer Teamsache.

Kategorien: Allgemein

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